Ihre Schule hat den Erasmus+ Award 2023 mit Fokus auf Mobilität und deren Wirkung vergangenes Jahr gewonnen. Wie haben Sie es geschafft, das Programm für sich und Ihre Schule so zu nutzen, um nachhaltige Wirkung zu erzeugen? Was ist Ihr Geheimrezept?
Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Zutaten?
Mit der Übernahme der VBS (Vienna Bilingual School) In der Krim als Schulleiterin im Sj. 2013/14 war es mir ein großes Anliegen den gemeinsamen Blick über den Tellerrand zu wagen und unsere Schule in Richtung Europa zu öffnen.
Bereits im Sj. 2014/15 begannen wir zu dritt, als kleines Team von Schulleitung, Erasmuskoordinatorin und Native Speaker Teacher, mit unserem ersten Jobshadowing zu unserer Partnerschule in Girona (Spanien).
Wir waren von Beginn an bemüht, unsere Schulpartner in unseren Entwicklungsprozess miteinzubeziehen und somit Eltern, Schulen des Bezirks, Schulaufsicht und auch den Bezirksvorsteher über unsere Projekte und Mobilities auf dem Laufenden zu halten. Sei es durch Besuche gemeinsam mit den Erasmuspartnerschulen in der Bildungsdirektion Wien, oder die Einladung der Eltern, des Bezirksvorstehers und der Schulleitungen des Bezirks bei unseren Erasmuspräsentationen.
Ich denke eines der Erfolgsrezepte ist sicher ständig präsent zu sein und bei ersten Rückschlägen, wie schwieriger Schulpartnersuche, oder aufwendigem Einreichungsprozedere, durchzuhalten und nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen.
Um nachhaltige Wirkung zu erzeugen, auch auf institutioneller Ebene, bedarf es des „Commitments“ der Direktion aber auch des Lehrkörpers. Musste Überzeugungsarbeit geleistet werden und wie konnten auch skeptische Kolleg/innen, Schüler/innen etc. mit ins Boot geholt werden?
Unsere Taktik, mit einem kleinen, aber konstanten Team zu arbeiten und nur langsam Kolleg*innen ins Erasmus-Boot zu holen, war sicher für uns einer der wichtigsten Ansätze.
Das „Commitment“ der Schulleitung bei solch einem Schulprojekt ist ein Must und darf nicht auf ein wohlwollendes Schulterklopfen der Erasmuskoordinatorin reduziert sein.
Die Einreichung für das erste Projekt gemeinsam mit meinen Lehrerinnen und auch die gemeinsame Schlussberichtslegung, war mir nicht nur Herzensangelegenheit, sondern auch ein wichtiger Lernprozess um den vollen Arbeitsumfang, den Erasmus+ einfach mit sich bringt, zu realisieren. Durch die aktive Teilnahme der Schulleitung an Erasmus+ Mobilitäten, war einerseits ein interner Einblick hinter die Kulissen möglich und andererseits das Commitment für das Lehrerinnenteam sichtbar, dass Erasmus+ eine große Priorität für unseren Standort ist.
Weitere Kolleg*innen ins Erasmusteam zu holen war jedoch langwieriger als gedacht und wurde leider auch negativ durch die Pandemie beeinflusst. Der wirkliche Durchbruch ist uns durch die Erasmus+ Akkreditierung unserer Mittelschule In der Krim gelungen, da ab diesem Zeitpunkt bereits viel „Knowhow“ im Erasmusteam vorhanden war und durch die „VIP“ Mitgliedschaft eine völlig neue Dynamik entstanden ist.
Wir konnten ab dem Zeitpunkt unser Repertoire an Mobilitäten erweitern und außer Jobshadowings und gegenseitigen Schülermöbilitäten mit Partnerschulen, nun auch Teachertrainings ermöglichen.
Welchen Mehrwert sehen Sie für Ihre Schule durch die Teilnahme an dem Programm?
Hat sich durch die Teilnahme am Erasmus+ Programm etwas in Ihrer Organisation und über diese hinaus verändert, z.B. in der Elternschaft oder in der regionalen Zusammenarbeit mit anderen Organisationen?
Das Bewusstsein zu schaffen, Teil einer großen europäischen Idee zu sein, ist sicher durch unsere Initiative an Erasmusprojekten teilzunehmen gelungen.
Aus unserer Sicht sind Erasmus+ Projekte nur im Team möglich und die Teilnahme an solch einem Programm führt unweigerlich dazu, dass mehr Kommunikation notwendig ist und Teamwork gefördert wird.
Der Mehrwert ist jedoch nicht nur für das Lehrerinnenteam erkennbar, die mithilfe von Erasmus+ die Möglichkeit haben andere Bildungssystem in Europa kennen zu lernen, sondern vor allem für unsere Schüler*innen. Diese haben die Chance Fremdsprache als Mittel der Kommunikation zu erkennen, neue Freundschaften zu entwickeln und oft durch Erasmusprojekte zum ersten Mal die Chance haben eine Auslandsreise zu machen und ein Land - außerhalb von Österreich – kennen zu lernen.
Was würden Sie sich von der Europäischen Kommission oder dem OeAD als nationale Agentur in Österreich oder auch der Bildungsdirektion wünschen? An welchen Schrauben müsste gedreht werden, um noch mehr Menschen für das Programm begeistern zu können oder eine nachhaltigere Wirkung zu erzeugen?
Die Zusammenarbeit mit dem OeAD in Österreich läuft äußerst professionell ab, wir fühlen uns von unserem Betreuer sehr gut gecoacht – vor und während unserer Projekte.
Wir denken jedoch, dass es wichtig wäre unsere Erfahrungen noch viel mehr als bisher an andere Schulen weiterzugeben um sie von der Erasmusidee zu begeistern.
Somit wäre es gewinnbringend die Botschafterrolle von Erasmusschulen niederschwellig und dezentralisiert zu nutzen.
Das Jahr 2023/2024 wurde von der Europäischen Kommission als das Europäisches Jahr der Kompetenzen ausgerufen. Welche Kompetenzen sollten Ihrer Meinung nach bei den Auszubildenen sei es Schüler/innen oder angehenden Lehrer/innen im Vordergrund/im Fokus stehen?
Das Europäische Jahr der Kompetenzen ist eine unglaublich wichtige Initiative zum Focus auf Life Long Learning. Natürlich lag der Mainfocus in den letzten Jahren, sicher auch bedingt durch Corona, auf Digitalisierungsprojekten und Stärkung von ICT Skills, jedoch bemerken wir als Pädagogen, dass wir nicht auf die Softskills - zb. Social Skills, Teamwork,.. – als Basisbildung unserer Kinder, Jugendlichen und Studierenden vergessen dürfen.
Im Vordergrund muss somit aus unsrer Perspektive immer der Mensch und das Miteinander stehen.
Weitere Infos zu dem Erasmus+ und ESK Award sowie den Gewinner-Organisationen finden Sie hier.
Ein kurzes Video zu den Gewinner-Schulen finden Sie hier.