Am 26. November 2020 fand die bereits 11. Kooperationsveranstaltung zwischen Erasmus+ und dem Europäischen Sozialfonds statt – zum ersten Mal online. Um Impulse für das Thema „Schatzkiste Europa – Die Kraft europäischer Werte“ zu geben wurden zwei Gäste eingeladen: Sabine Haag, Kunsthistorikerin, Generaldirektorin des KHM-Museumsverbandes und im Präsidium der österreichischen UNESCO-Kommission, sowie Hans Göttel, Studien- und Verlagsleiter der Akademie Pannonien in Eisenstadt.
Die zwei Fragestellungen: „Welchem Wandel unterliegen vermeintlich akzeptierte Werte?“ und „Wie sozial verträglich sind „zementierte“ Werte?“ haben die Teilnehmer/innen zu einem regen Austausch mit den zwei Gästen sowie untereinander gebracht.
Sabine Haag hat in ihren Eröffnungsworten die Rolle der Museen als Wertespeicher bzw. Gedächtnisspeicher im öffentlichen Raum aufgegriffen sowie den Bildungsauftrag der großen Friedensorganisation UNESCO. ‚Die Kultur war damals und ist auch heute der Trigger für die weltweite Zusammenarbeit‘, sagte Frau Haag. Hans Göttel wies darauf hin, dass Werte variable Kenngrößen sind, flexibel und nicht automatisch moralisch oder ethisch belegt. Beide Gäste waren sich im Dialog mit Ursula Panuschka, der Bereichsleiterin Erasmus+ Schulbildung im OeAD, einig: Werte sind immer im Wandel – eine schnelle Veränderung sieht man in der derzeitigen Covid19-Pandemie, wo Werte wie Wohlstand und Erfolg eher zurücktreten und Solidarität, Gesundheit, Optimismus wichtiger werden.
In Kleingruppen entwickelte sich zum einen ein Gespräch über das Streben nach Werten wie Sicherheit und Freiheit in der jungen Generation. Schon vor der Pandemie wurde im Rahmen der Europäischen Wertestudie festgestellt, dass den Österreicher/innen Sicherheit immer wichtiger wird. Andererseits leistet das Erasmus+ Programm einen Beitrag diesen Wunsch nach Freiheit zu generieren und umzusetzen, mit einer wachsenden Nachfrage.
Ein weiteres Thema aus der Kleingruppendiskussion war die Wertegemeinschaft. Wenn die EU gemeinsame Werte leben will, sollte der Rechtsrahmen die Wirkweisen von Wertegemeinschaften vormodellieren. Die europäischen Programme, die Mobilitäten und Austausch anbieten, sind dabei sehr wichtig – mit der Wertebildung könne man nicht früh genug beginnen laut Hans Göttel.
Letztendlich kamen beide Gruppen zur Conclusio, dass Gleichheit und Inklusion bei europäischen Programmen gesichert werden sollen, damit alle, und insbesondere Schüler/innen, die Möglichkeit zu europäischem Austausch und gemeinsamer Werteentwicklung haben.
In ihren Schlussstatements bezogen sich beide Gäste auf die essentielle Bedeutung der Bildung. Hans Göttel betonte, dass die Kraft der europäischen Werte abhängig vom Willen und vom Entschluss ist. "Nur was gewollt ist, wird Kraft entfalten", so Göttel. Sabine Haag fügte hinzu: "Die Europäischen Werte werden angegriffen, diskutiert, verteidigt oder mit Füßen getreten. Über Bildung kann ganz wesentlich daran gearbeitet werden, dass Werte diskutiert und erkannt werden und dass erkannt wird, wenn Sie in Gefahr gebracht werden. Bildung ist der Schlüssel zu Vielem!"